Zwischen Gänsehaut und Dämmerung – HC Siders

HC Siders – Zwischen Gänsehaut und Dämmerung

Zu Beginn der 2000er-Jahre keimt in Graben neue Hoffnung auf. Unter der Leitung von Hans Kossman kann das Team auf eine willkommene Rückkehr zählen: Der Kanadier Kelly Glowa steht in der Saison 2000/01 wieder auf dem Eis. Ein frischer Wind weht durch die Eishalle.

Mannschaftsfoto – Saison 2000/01 (Foto: Remo Pagliarini)

In der Saison 2002/03 klopfen Talent und Jugend an die Tür: Thomas Bäumle, ein vielversprechender Goalie, kommt nach Graben. An seiner Seite bringen die beiden Kanadier Derek Cormier und Terry Hollinger Tempo und Erfahrung mit. Ein Team beginnt Form anzunehmen – geduldig, ehrgeizig.

In der Saison 2003/04 feiert Siders sein 70-jähriges Bestehen mit einem Team, das die Fans träumen lässt. Kim Collins steht an der Bande, Derek Cormier bleibt der verlässliche Mann, neu dabei ist der Amerikaner Cory Laylin. Das Resultat: Siders beendet die Qualifikation auf Rang sechs… und holt sich den Titel des Vizemeisters der NLB. Graben erlebt wieder glühende Hockeyabende.

Die Spieler feiern mit den Fans nach dem Halbfinalsieg gegen Olten. (Foto: Remo Pagliarini)

Jean-Daniel Epiney übernimmt das Präsidium. Mit ihm und dem jungen schwedischen Trainer Morgan Samuelsson geht Siders den nächsten Schritt. Von 2004 bis 2006 dominieren die Rot-Gelben die Liga: Drei Mal in Folge Vizemeister der NLB – mit Kämpfern wie Niklas Anger, Xavier Reber, und Künstlern wie Lee Jinman, Derek Cormier und Elvis Clavien.

100 Punkte in einer Saison für Lee Jinman und Derek Cormier – ihre Linie mit Elvis Clavien sorgt für Spektakel. Rekorde fallen. Graben erlebt seine schönsten Jahre seit Langem.

Derek Cormier in Aktion – 845 Skorerpunkte im Trikot der Rot-Gelben.

Doch 2006 ziehen dunkle Wolken auf. Lee Jinman wechselt in die NLA, das Team findet den Rhythmus nicht mehr. Ausländische Spieler kommen und gehen – ohne zu überzeugen. Selbst seine Rückkehr mitten in der Saison bringt keine Wende. Die Magie ist verflogen. Es kehrt Unruhe ein, die kommenden Jahre werden schwierig.

2009, mit Bob Mongrain an der Bande, zeigt Siders noch einige Glanzmomente – etwa die Halbfinal-Qualifikation in den Playoffs dank Verstärkungen aus der NLA während der Olympiapause. Doch das Entscheidende passiert nicht mehr auf dem Eis: Die Finanzen geraten gefährlich ins Wanken.

Um den Club zu retten, entsteht eine Idee: die Aktion „Lizenzverkauf“. Eine innovative Lösung – symbolisch werden Spielerlizenzen verkauft, um die drohende Insolvenz abzuwenden.

Für die Saison 2011/12 verpflichtet Siders grosse Namen: Daniele Marghitola, Valentin Wirtz, Thierry Paterlini sowie zwei kanadisch-schweizerische Spieler: Wesley Snell und – als Startransfer – Paul Di Pietro, Stanley-Cup-Sieger mit Montréal. Die Namen lassen Fans träumen, doch das Gleichgewicht bleibt fragil.

Letzte Blicke, letzte Emotionen vor dem Fall.

Im März 2013 trifft die Nachricht wie ein Donnerschlag: Konkurs der HC Siders AG. Nach Jahrzehnten voller Leidenschaft, Triumphe und Volksfeststimmung bricht die Geschichte des Clubs zusammen – und hinterlässt eine tiefe Wunde im Herzen des Wallis.

Doch in Siders ist Hockey mehr als nur ein Sport: Es ist Kultur, Identität. Und selbst in der bittersten Niederlage hat die Flamme von Graben nie aufgehört zu brennen...